Netzhaut

Die Netzhaut (Retina) ist im hinteren Augenabschnitt ein Bestandteil der inneren Augenhaut (Tunica interna bulbi). Lichtempfindliche Nervenzellen bzw. Fotorezeptoren, die Stäbchen und Zapfen, wandeln das durch die Pupille eintretende Licht in elektrische Impulse um und leiten sie über Neuronen an das Sehzentrum im Gehirn weiter. Die Stäbchen sind für das Sehen in der Dämmerung und die Zapfen für das Sehen bei Helligkeit sowie das Farbensehen zuständig.

Schichten der Retina

Betrachtet man sich einen Querschnitt des Retinagewebes, so fällt ihr mehrschichtiger Aufbau auf. Einige dieser Schichten sehen aus wie Körnerschichten, wobei die Körner Zellkerne von Nervenzellen sind. Insgesamt besteht die Netzhaut aus 10 Schichten. Die wichtigsten Schichten von außen nach innen sind:

  • Bruchmembran als Abgrenzung zur Aderhaut (Chorioidea)
  • retinales Pigmentepithel
  • äußere Körnerschicht: Zellkerne der Fotorezeptoren.
  • innere Körnerschicht: Zellkerne der bipolaren Zellen, der Horizontal- und Amakrinzellen.
  • Schicht der Ganglienzellen
  • Schicht der Axone der Ganglienzellen
  • Membran (Membrana limitans interna) als Abgrenzung zum Glaskörper (Corpus vitreum)

Netzhaut

Die lichtwahrnehmenden und reizverarbeitenden Nervenzellen (Neuronen) befinden sich in den beiden Körnerschichten und in der Schicht der Ganglienzellen. Insofern bezeichnet man die Gesamtheit der Fotorezeptoren auch als 1. Neuron, die der Nervenzellen der inneren Körnerschicht als 2. Neuron und die der Ganglienzellen als 3. Neuron.

Das einfallende Licht muss zunächst die Schicht der Ganglienzellen und deren Axone sowie die innere Körnerschicht passieren, bevor es von den Fotorezeptoren der äußeren Körnerschicht wahrgenommen wird. In den Stäbchen bzw. Zapfen erzeugen die Lichtreize unterschiedliche elektrische Impulse, die dann in den Zellen der inneren Körnerschicht vorverarbeitet und schließlich an die Ganglienzellen weitergeleitet werden. Da die Erregung den umgekehrten Weg vom Lichteinfall geht, spricht man auch vom ‚inversen Auge‘.

Fotorezeptoren

Die Verteilung der Stäbchen und Zapfen in der Netzhaut ist nicht überall gleich: Im ca. 5 mm durchmessenden Zentrum der Retina, der gelbe Fleck (Macula lutea), ist die Dichte der Zapfen hoch. Die Mitte des gelben Flecks weist eine kleine Grube (Fovea) mit einem Durchmesser von ca. 1,5 mm auf. Den Boden der Fovea, der ca. 0,2 mm durchmisst, bezeichnet man als Foveola. Sie besteht nur aus Zapfen. Zum Rand der Netzhaut nimmt die Dichte der Zapfen ab und die der Stäbchen zu.

Den ca. 120 Millionen Stäbchen und ca. 7 Millionen Zapfen stehen ca. 1 Million Ganglienzellen gegenüber. Jeder foveale Zapfen ist nur mit einer Bipolar- und einer Ganglienzelle verschaltet, um eine größtmögliche Sehschärfe zu erreichen. Zum Rand der Netzhaut nimmt die Verschaltung von mehreren Fotorezeptoren mit einer Ganglienzelle zu. Das bedeutet, dass das Auflösungsvermögen von der Mitte der Retina zur ihrem Rand abnimmt. Als Auflösungsvermögen bezeichnet man den kleinsten möglichen Abstand zwischen zwei Punkten, die das Auge noch als solche erkennen kann.

Die Papille, die Austrittstelle des Sehnervs aus der Netzhaut, ist der einzige Bereich, der keine Fotorezeptoren enthält. Treffen Lichtimpulse auf die Papille, können sie nicht wahrgenommen werden. Aus diesem Grund entsteht im Gesichtsfeld der blinde Fleck. Die Spezialisierung der Fotorezeptoren und der nach geschalteten Neuronen sorgt für die Verarbeitung des auf die Retina geworfenen Bildes: Sie kodieren über die Höhe und die Frequenz des elektrischen Potentials z.B. Farbe, Helligkeit und Dunkelheit, Bewegung.