Linse

Die Linse (Lens crystallina) ist in eine Einwölbung der Vorderfläche des Glaskörpers gebettet. Sie ist ein transparenter elastischer Körper und bündelt als Sammellinse das in das Auge einfallende Licht. Sie wird vom Kammerwasser ernährt und besitzt weder Nerven noch Blutgefäße.

Durch Kontraktion des ringförmigen Müller-Muskels, ein Bestandteil des Ziliarmuskels (Musculus ciliaris) im Ziliarkörper (Corpus ciliare) rückt der Muskelring durch Verdickung in Richtung der Linse. Dadurch entspannen sich die Zonulafasern, die von den Ziliarfortsätzen in den Äquator der Linse einstrahlen. Als Folge vergrößert die Linse wegen ihrer Eigenelastizität die Wölbung ihrer konkaven Oberfläche und ermöglicht somit das Nahsehen. Umgekehrt bewirkt eine Erschlaffung der Ziliarmuskeln einen Zug auf die Fasern, weil der Muskelring dünner wird und sich von der Linse entfernt. Die Linsenwölbung flacht ab und das Auge kann Gegenstände in der Ferne fokussieren. Den Anpassungsvorgang der Linse zum Zweck der Nah- bzw. Fernsicht nennt man Akkomodation.

Die Linse besteht aus einer Kapsel, Linsenhülle genannt, die die Linsenrinde ummantelt. Im Inneren der Linsenrinde befindet sich der äußere Linsenkern (Alterskern) und der innere (embryonaler Kern). Nur unter der Linsenkapsel am Äquator der Linse können im Linsenepithel neue Zellen durch Zellteilung gebildet werden. Sie formen sich in längliche Fasern um und verlieren dabei ihre Zellorganellen. Schließlich legen sich die neuen Fasern, wie Häute einer Zwiebel, parallel auf die alten und verdicken somit den äußeren Linsenkern. Im Gegenzug wird die Linsenrinde im Wachstumsprozess des Alterskerns durch Wasserverlust immer dünner. Die gesamte Linse verliert allmählich ihre Elastizität, weil der äußere Linsenkern kaum elastisch ist. Als Folge ist die für das Nahsehen benötigte stärkere Linsenkrümmung im Alter kaum noch möglich. Es stellt sich die Alterssichtigkeit (Presbyopie) ein, die nur einen altersbedingten Funktionsverlust aber nicht eine Krankheit bedeutet.

A und P: Linsenhülle; C: Linsenrinde; E: äußerer Linsenkern; N: innerer Linsenkern